Kapitel 1

Samstag, 3. September 2011 | 0 Kommentare

Wie ist es wohl, alles zu verlieren, was einem wichtig ist, selbst das, was einem weniger wichtig ist. Wie ist es von heute auf morgen nichts zu sein, alleine, vergessen. Wie ist es, wenn sich jeder von Einem abwendet, die große Liebe, die guten Freunde, selbst die Eltern, die ganze Familie. Und wie ist es, den Grund dafür nicht zu kennen?

Eine sanfte,vertraute Stimme reißt mich aus meinen Gedanken,''Ist alles okay?Geht es dir gut?'' Und mit ihrem Klang,verschwindet  die Dunkelheit, die mich wieder für einen kurzen Moment umarmt hat. Eingeschlossen in mir selber, das bin ich. Ich habe doch ein Recht daraf, verschlossen zu sein, oder? In letzter Zeit schließt sie mich häufig ein, bin oft verloren in meinen Gedanken. Das Bild vor meinen Augen ändert sich langsam mit jedem Blinzeln. Die Dunkelheit verblasst, Stück für Stück. Jetzt erkenne ich Umrisse von einem Menschen, ein stechendes Grün. Ich höre Gelächter und Geschreie. Das Bild wird schärfer und ich erkenne ein wunderschönes Mädchen, die einen besorgten Ausdruck in ihrem Gesicht trägt. Sie versucht das mit einem freundlichen Lächeln zu überspielen. Es ist Marie, meine Freundin. Ohne zu Antworten schaue ich mich verdutzt um, wir sind an unserem See, da, wo wir uns vor gut einem Jahr kennengelernt haben. Es war an einem Freitag Nachmittag, die Sonne schien. Ich war mit Kumpels da und sie mit ihren Freundinnen. Sie ist mir sofort aufgefallen. Marie erinnerte mich an einen Engel, mit ihrem goldenen Haar und ihren tiefblauen Augen. Ihr Lachen hatte mich verzaubert, es war der wahrscheinlich schönste Klang, den ich je gehört habe. Was heißt war? Es ist der schönste Klang. Wir haben uns dort öfters gesehen, waren fast jeden Tag dort. Tauschten Blicke aus, Lächelten uns an. Irgendwann nahm ich dann meinen ganzen Mut zusammen und ging auf sie zu. Wir redeten, lachten, es hätte nicht schöner sein können. Verstanden uns ganz ohne Worte. Zusammen kamen wir erst nach fünf Monaten, ich erinnere mich genau. Es war an einem Tag im Juli, der Siebzehnte, wir waren verabredet, wollten uns zusammen die Kölner Lichter anschauen. Sie hasst Menschenmengen, deswegen haben wir einen Platz gesucht, an dem wir ungestört sind und trotzdem noch alles sehen konnten und wir fanden ihn auch. Ich setze mich ins nasse Gras, war dankbar für den Moment. Sie hat es angefasst, das Wasser zwischen ihren Fingern verrieben und ich verstand. Ich zog meine Jacke aus und legte sie ihr hin, dann hat sie sich hingesetzt. Wir schauten dem Spektakel zu, es war wunderschön. All die Lichter, all die Farben. Unser Abstand zueinander verringerte sich, sie ist näher zu mir gerutscht, saß dicht neben mir, hat ihren Kopf an meine Schulter gelehnt. Ich legte meinen Arm um sie und so blieben wir eine Weile sitzen. Auf einmal richtete sie sich  auf und schaute mir tief in die Augen, so tat ich das auch. Wir schauten uns bestimmt zehn Minuten an, redeten kein Wort. Die Lichter spiegelten sich in unseren Augen wieder. Ich war glücklicher denn je, wollte nirgendwo anders sein, mit niemand anderem, nur mit ihr, dort, am Liebsten fürimmer. Plötzlich tat es enen lauten Knall, gefolgt von einer großen Lichtexplosion. Marie zuckte zusammen, löste den Blick von mir und schaute zu dem Feuerwerk. Ich drehte ihren Kopf sanft mit meiner Hand wieder zu mir und küsste sie. Lange, leidenschaftlich. Der Moment war unbeschreiblich. Sie ist und war meine erste Liebe, meine lodernde Flamme.

 ''Du bist in letzter Zeit öfters abwesend, nicht bei der Sache, es ist doch irgendwa-..'' , ich unterbreche sie mit einem Kuss. ''Wir sind zusammen, was sollte sein, außer, dass ich verdammt glücklich bin?'' , antworte ich und lächele sie an. Marie's besorgter Gesichtsausdruck verschwindet und ich bin mir wieder sicher, dass ihr Lachen echt ist. Sie packt ihre Sachen zusammen, die verstreut auf der Decke liegen, auf der wir sitzen. Ich schaue sie verdutzt an, sie will doch nicht schon gehen? Und wohin? Wieso?  ''Es ist 22:00 Uhr, wir sind um 16:00Uhr hierhergekommen, das sind sechs Stunden. Schau nicht so, als wären wir erst eine Stunde hier.'' , lachte sie. ''Außerdem halte ich dich nicht länger aus'' Marie schaute mich an, um meine Reaktion zu sehen. Ich setzte den übertrieben,traurigen Gesichtsausdruck auf,  formte meine Lippen zu einem Schmollmund, es ist der Ausdruck, der sie immer zum Lachen bringt. Was er mal wieder geschafft hat. Sie streicht mir durch die Haare, berührt meine Wange und gibt mir einen Kuss. ''Ich muss nach Hause, du kennst meinen Dad.'', flüstert sie in mein Ohr. Wir packen den Rest zusammen, ihr Haus ist zu Fuß gut 20 Minuten entfernt. Wir laufen los, Hand in Hand. Schweigen den ganzen Weg vor uns hin, lächeln ab und zu, weil wir wunschlos sind, wunschlos und glücklich. Ich bringe sie bis vor ihre Haustür und sie dreht sich nochmal um, bevor sie hinter der Tür verschwindet. ''Es gibt Tage, die geschehen ganz ohne Zufälle.'', sagt sie. ''Ich denke, dass der Tag, an dem wir uns kennenlernten, so Einer war. Es ist kein Zufall gewesen, das wir uns getroffen haben, dass wir fast jeden Tag da gewesen sind. Nein. Und jetzt, genau jetzt, das hier ist auch keiner.'' Ich nicke.''Stimmt, das ist pure Absicht. Das Schicksal muss uns wohl hassen!'' Wir lachen laut und aus dem Herzen, küssen uns, bevor sie hinter der Tür verschwindet. ''Es ist kein Zufall, nein. Das ist Glück, pures Glück.'' , murmele ich vor mich hin und mache mich auf den Weg nach Hause.

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